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Mehr als Holz: Entdecken Sie die positive Kraft des Waldes

Raus ins Grüne und einfach nur durchatmen. Immer mehr Menschen erkennen die positive Wirkung des Waldes auf Körper und Psyche. Egal ob bei einem entspannten Waldspaziergang, einer Yogastunde unter grünen Baumwipfeln oder einem angeleiteten Waldbaden-Workshop. Aber warum tut uns der Wald so gut?

Ruhe für den Kopf im Wald finden

Rund 77 Prozent der Deutschen leben in Städten und Ballungsräumen. Dort sind sie jeden Tag mit vielen unterschiedlichen Reizen konfrontiert: Straßenverkehr, viele Menschen, Flugzeuge, die über die Dächer fliegen und die vielen kleinen unscheinbaren Geräusche, die zu der nie endenden Lautkulisse beitragen. Dieser anhaltende Lärm kann krank machen und kann zu einem hohen Stresslevel beitragen – ohne dass wir es bemerken.

Immer öfter suchen Stadtbewohner deshalb Orte auf, an denen sie dieser Umgebung entfliehen können. Der Wald ist ein solcher Ort. Sobald wir die Straßen verlassen und unter das Dach von dichten Wäldern flüchten, scheint die Zeit stillzustehen oder zumindest langsamer zu vergehen. Die beruhigende Wirkung des Waldes auf unsere Psyche scheint in dem ganzheitlichen Erleben mit allen Sinnen zu liegen. Die natürliche Umgebung tut unseren Augen gut, unsere Lungen pumpen saubere Luft in unseren Kreislauf und der Wald verströmt einen erdigen Duft. Dazu das Zwitschern von Vögeln oder eine angenehme Stille – das alles trägt zu einem entspannenden Naturerlebnis bei.

Bewusst im Jetzt und Hier sein

Und dann passiert im Wald etwas, was in unserer Gesellschaft selten geworden ist: Wir sind allein mit uns. Es gibt kaum äußere Reize, die auf uns einprasseln und uns ablenken. Wir können einfach nur sein, unseren Gedankengängen freien Lauf lassen oder uns ganz bewusst auf das Erleben im Jetzt und Hier einlassen.

Deshalb ist der Waldspaziergang auch eine Übung in Achtsamkeit: Welche Tiere kann ich beobachten? Wie weich ist das Moos? Wie gut duftet diese Blume? Was macht an einem heißen Sommertag die kühle Luft des Waldes mit mir? Diese fokussierte Wahrnehmung hilft uns bei der Verarbeitung von Stress und Emotionen, weshalb wir uns nach einem solchen Ausflug zumeist ausgeglichener fühlen.

Wohlfühltipp: Wie wäre es mit einer Yogastunde im Wald? Beim Outdoor-Yoga lassen sich diese Eindrücke noch einmal intensivieren. Während der Körperarbeit wirken die Bäume wohltuend auf Körper, Geist und Seele.

Und was sagt die Wissenschaft zur positiven Wirkung des Waldes?

Es gibt mittlerweile zahlreiche Studien, die die positive Wirkung des Waldes in einem breiten Wirkungsspektrum belegen. So sollen bereits 15 Minuten Spazierengehen im Wald unser Stresslevel, den Blutdruck und die Herzfrequenz senken. Es gelangen weniger Stresshormone ins Blut, dahingegen werden mehr „Killerzellen“ produziert, die veränderte Körperzellen wie etwa Krebszellen, vernichten. Eine positive Wirkung hat der Waldspaziergang auch innerhalb der Therapie von schweren Depressionen und nach Operationen, denn die Patienten werden schneller gesund und benötigen weniger Schmerzmittel.

Wissenschaftler diskutieren zudem, ob spezielle Duftstoffe, die Bäume über ihre Blätter abgeben, positiv auf Psyche und Immunsystem wirken. Studien zeigen in jedem Fall, dass sich bei Menschen, die nahe am Wald wohnen, eine besonders gute Mandelkern-Funktion nachweisen lässt. Die sogenannte Amygdala ist für unsere Emotionsregulation und die Stressverarbeitung zuständig.

Shinrin-Yoku: Waldbaden als Achtsamkeits-Praxis

Wem der Waldspaziergang nicht reicht, der kann einen Schritt weitergehen und das Waldbaden für sich entdecken. Der Begriff des Waldbadens – auf Japanisch „Shinrin-Yoku“ – kommt aus Japan. Seit 1982 erforscht der Immunologe Dr. Qing Li (MD, PhD) die heilsame Kraft der Wälder. Er ist klinischer Professor an der Nippon Medical School, Abteilung für Rehabilitationsmedizin sowie Gastwissenschaftler an der Stanford University School of Medicine. Er gilt als Begründer der Forschungsrichtung Forest Medicine, die ab 2012 vornehmlich an japanischen Universitäten eingeführt wurden.

Shinrin-Yoku gilt in Japan als Vorbeugungsmaßnahme gegen klassische Zivilisationskrankheiten. Wer unter Stress, Depressionen oder Burn-out leidet, dem wird – unter anderem – das Waldbaden empfohlen. Der Gang in den Wald soll Stress mindern, das Immunsystem stärken und den Körper entspannen. So möchte das japanische Gesundheitssystem kosten- und zeitintensive medizinische Behandlungen vermeiden. In Deutschland gibt es bereits viele Workshop-Angebote von zertifizierten Trainern. Im Unterschied zum Waldspaziergang lädt das Waldbaden dazu ein, verschiedene Übungen an einem Ort durchzuführen und so der Natur – und sich selbst – ganz nahezukommen.

5 Tipps für Ihren Waldspaziergang

Wer nun die positive Wirkung des Waldes selbst erleben möchte, dem geben wir gern noch unsere Empfehlungen mit auf den Weg.

1. Setzen Sie sich kein Ziel

In der Mittagspause nehmen Sie sich exakt 20 Minuten Zeit, um im Park nebenan genau drei Runden zu spazieren, bevor es wieder zurück an den Schreibtisch geht? Keine gute Idee. Beim Spaziergang im Wald sollten Sie offen dafür sein, wie weit Sie in den Wald laufen, welche Strecke Sie nehmen und wie lange Sie vielleicht an einem Ort bleiben. Wenn das Waldbaden nur eine von mehreren To-Do‘s auf Ihrer Liste ist, wird auch dieses Erlebnis zu einem leistungsorientierten Erlebnis – und damit erreichen Sie genau das Gegenteil von dem, was es bewirken soll.

2. Machen Sie keinen Sport

Anstatt nur durch den Wald zu laufen, wollen Sie lieber joggen oder Sie fahren mit dem Mountainbike durch den Wald? Auch so verfehlen Sie das Ziel. Gehen Sie langsam und bedacht durch den Wald und nehmen Sie sich Zeit, Ihre Umgebung zu betrachten. Das geht nicht, wenn Sie beim Joggen den Puls hochschnellen lassen oder mit hoher Geschwindigkeit über das Gelände fahren.

3. Gehen Sie allein in den Wald

Auch wenn es schön ist, sich mit Freunden auf einem gemeinsamen Spaziergang auszutauschen: Wenn Sie gesundheitliche Erholung im Wald suchen, dann gehen Sie allein los. Nur so können Sie Ihre Gedanken schweifen lassen und innerlich zur Ruhe kommen. Bei einem Spaziergang mit anderen Menschen konzentrieren wir uns zumeist auf das Gespräch und vergessen die Umgebung.

4. Packen Sie wenig ein

Machen Sie den Waldspaziergang zu einer Routine in Ihrem Leben, um immer wieder aus dem Alltag auszubrechen. Aber: Belasten Sie sich vorab nicht mit Packlisten, dem Zubereiten von aufwändigen Snacks oder der perfekten Outdoor-Bekleidung.

5. Seien Sie ganz da

Wie lange Sie Erholung im Wald suchen möchten, ist Ihnen überlassen. Aber nehmen Sie sich ausreichend Zeit, um eine Wirkung wahrzunehmen. Körper und Geist benötigen Zeit, um sich auf die Umgebung einzustellen und so werden Sie auch erst nach einem gewissen Zeitraum merklich wahrnehmen, wie Sie „einen Gang runterschalten“. Schalten Sie dazu das Smartphone mit dem Podcast aus, lassen Sie das Fitness-Armband zu Hause und seien Sie ganz im Erleben.

Viel Freude beim erholsamen Waldspaziergang! Und wenn es doch einmal der Ausflug mit der ganzen Familie sein soll, dann erhalten Sie hier zehn Tipps für den Familien-Waldtag.